Kommunikation statt voller Windeln

von Friederike Bradfisch

Windeln gehören zu unserem Bild von einem Baby wie Fläschchen und Schnuller. Aber das Fläschchen ist für ein gestilltes Kind völlig überflüssig. Auch auf einen Schnuller kann man verzichten, vielleicht ist es sogar besser, dies zu tun. Und Windeln? Muß ein Kind wirklich die ersten 1, 2, 3 oder 4 Lebensjahre seine Toilette am Körper tragen?

Meine Erfahrung

Auch ich hatte mich darauf eingestellt, mindestens 2 Jahre lang Windeln zu wechseln, bis mich Rita Messmers Buch „Ihr Baby kann´s!“ darauf gebracht hat, dass dies nicht zwingend ist. Frau Messmer weist auf Mütter in Naturvölkern hin, die ihre Babys nackt herumtragen und diese keineswegs jahrelang über sich pinkeln und stuhlen lassen, sondern es vielmehr zu merken scheinen, wenn das Kind muß und es dann von sich weghalten. Sie selbst habe erfolgreich versucht, ihren Sohn einfach über das Klo zu halten. Die „sensible Phase“ für dieses frühe Sauberwerden ende spätestens mit 4 Monaten.

Ich stellte fest, dass es meist ziemlich offensichtlich war, wenn mein damals 2 Monate alter Sohn mußte, insbesondere beim „großen Geschäft“. Ich hielt ihn dann über einen Eimer oder das Klo, und siehe da, es funktionierte! Gleichzeitig habe ich langsam auf Stoffwindeln umgestellt, da diese eindeutig nass oder trocken sind. Mit einer reduzierten Zahl von nassen Windeln und ungefähr 2 verschissenen Windeln in der Woche (obwohl mein damals noch vollgestillter Kleiner mindestens 4-mal am Tag Stuhlgang hatte) war auch das Stoffwickeln kein großer Aufwand.

Erst jetzt wurde mir bewußt, dass wir uns im Grunde doch völlig widersprüchlich verhalten: Anfangs bringen wir dem Kind bei, sein Geschäft in die Windel zu erledigen, indem wir alle Anzeichen, mit denen es uns zeigt „ich muss!“ ignorieren. Und wenn dies dann erfolgreich gelernt und eingeübt wurde, soll das Kind plötzlich nicht mehr in die Windel machen, sondern einen Topf oder ähnliches benutzen.

Ein halbes Jahr nachdem ich damit angefangen hatte, nicht einfach alles in die Windel gehen zu lassen, habe ich zufällig herausgefunden, dass ich nicht allein auf weiter Flur bin. Unter dem Stichwort „Infant Potty Training“ bin ich auf eine ganze Reihe von englischsprachigen Homepages im Internet gestoßen, die sich mit eben diesem Thema befassen. Es war sehr interessant, mehr dazu zu lesen. Sehr geholfen hat mir die Information, dass die meisten Mütter ein Stichwort oder Geräusch benutzen, das das Kind dann mit „jetzt erleichtern“ assoziiert. Ich habe gleich angefangen „ssss“ zu machen, sobald mein Kleiner (Alter damals: 8 Monate) am Pinkeln war, und es war ein voller Erfolg. Plötzlich leerte er seine Blase auch dann, wenn kein großes Geschäft anstand und die Windel blieb weitaus länger trocken. Gleichzeitig fing er an, sich deutlicher bemerkbar zu machen, wenn er pinkeln mußte.

Mittlerweile ist unser Kleiner 9 Monate alt. Tagsüber ziehe ich ihm oft dieselbe trockene Windel immer wieder an. Wir wagen auch immer öfter, ganz auf eine Windel zu verzichten, und das bei Teppichboden. Nachts will er derzeit einmal gegen drei gestillt werden. Einige Wochen lang konnte ich ihn danach ganz ohne Windel wieder in den Schlafsack stecken und er blieb bis zum Morgen trocken. Durch eine Urlaubsreise scheint er derzeit etwas durcheinander zu sein, so dass ich im Moment nachts wieder Windeln benutze. Ich gehe aber davon aus, dass wir dies bald wieder ändern können, sobald die Alltagsroutine eingekehrt ist. Er hasst es nämlich, nachts wieder eine Windel angezogen zu bekommen, andererseits wacht er immer wieder auf, wenn ich einfach die nasse Windel anlasse.

Trotz gewisser Höhen und Tiefen freue ich mich sehr, dass mich Rita Messmers Buch rechtzeitig auf diese gute Idee gebracht hat. Inzwischen kommt es mir schon regelrecht merkwürdig vor, dass es hierzulande als normal angesehen wird, sämtliche Ausscheidungen des Babys in einer Windel aufzufangen und davon auszugehen, dass sich die Kinder dessen jahrelang nicht bewußt sind. Meine eigene Erfahrung hat mich des Gegenteils belehrt. Und ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht!

Diese Methode, auf das Kind einzugehen, hat im Englischen verschiedene Namen, z.B. Natural Infant Hygiene, Elimination Timing, Elimination Communication und Infant Potty Training. Eine deutsche Bezeichnung ist mir nicht bekannt. Ich bezeichne es für mich als „Sauberbleiben“ im Gegensatz zum allseits diskutierten „Sauberwerden“.

Vorteile des Sauberbleibens

Für das Baby

  • Seine Kommunikationsversuche werden wahrgenommen und es wird darauf reagiert.
  • Es muß – zumindest zeitweise – kein dickes Windelpaket tragen.
  • Es muß nicht in seinen Ausscheidungen sitzen.
  • Es muß nicht mühselig umlernen, wenn es plötzlich keine Windeln mehr benutzen soll.

Für die Eltern/für die Mutter

  • Es spart Arbeit (waschen,…) und/oder Geld (für Wegwerfwindeln, Waschpulver…).
  • Die erfolgreiche Kommunikation mit dem Baby gibt einem einfach ein großartiges Gefühl.
  • Keine nervenaufreibende Sauberkeitserziehung eines trotzenden Kleinkindes, das tausend andere Sachen im Kopf hat, als auf dem Topf zu sitzen.

Für die Umwelt

  • Im Streit der Experten ob Wegwerf- oder Stoffwindeln die ökologischere Lösung sind, ist dies der geniale dritte Weg: Weniger oder keine Windeln sind garantiert am ökologischsten!

Wie fange ich an?

Wann kann mein Baby mit dem Sauberbleiben beginnen?

Sofort! Offenbar geht es umso leichter, je früher man beginnt. Einige Mütter fangen nach der Geburt bereits das Mekonium auf. Wünschenswert ist ein Beginn, bevor das Baby ungefähr 4 Monate alt ist. Sonst hat es bereits gelernt, hat in die Windeln zu machen und das Gefühl „ich muß“ zu ignorieren.

Sicherlich ist die Sache bei entsprechendem Engagement auch nach dem Verstreichen dieser Frist einen Versuch wert, aber nur, wenn keinerlei Druck auf das Kind ausgeübt wird. Bei entsprechender Geduld und wenn schon anderweitig eine gute Kommunikation mit dem Baby besteht, stehen die Chancen gut.

Wie weiß ich, dass mein Baby „muß“?

Dies zu merken, gibt es im Prinzip drei Möglichkeiten, wobei meist alle in Kombination zur Anwendung kommen. Diese sind Timing, Beobachtung von Signalen des Kindes und Intuition.

Timing: Die meisten Babys haben ein bestimmtes Muster, wann sie müssen. Zum Beispiel unmittelbar nach dem Aufwachen oder einige Minuten nach dem Stillen und 10 Minuten später noch einmal. Dies ist von Baby zu Baby verschieden. Wenn man das Timing herausbekommen will, läßt man das Baby am besten nackt, so dass man gleich mitbekommt, wenn es macht. Solange es noch nicht so beweglich ist, kann man ja zur Schonung des Teppichs eine entsprechende Unterlage benutzen. Die Gelegenheit läßt sich außerdem gleich nutzen, um das Baby mit dem Stichwort, z.B. „sss“ vertraut zu machen, indem man dieses Geräusch macht, wenn das Baby pinkelt.

Von dieser Methode habe ich allerdings erst erfahren, als unser Sohn schon im ganzen Zimmer auf dem Teppichboden (super hell und empfindlich) herumrollte, ich habe sie daher nicht angewandt. Trotzdem benutze ich Timing insofern, als daß ich im Auge behalte, wann der Kleine zuletzt getrunken hat und wann er zuletzt auf dem Klo war. Oder ich weiß zum Beispiel aus Erfahrung, dass er kurz nach einem Mittagsschläfchen muß.

Signale des Kindes: Hier gibt es eine große Bandbreite, wobei zusätzlich das Kind seine Anzeichen mit der Entwicklung ständig ändert. Erstaunlicherweise weiß man bald trotzdem meist, was gemeint ist. In Frage kommt z.B. das Kind wird plötzlich unruhig oder im Gegenteil ganz still und in sich gekehrt. Es quengelt auf eine bestimmte Art. Unser Kleiner drehte sich eine Zeitlang auf den Rücken und fing an, heftig mit den Beinen zu strampeln, wenn er mußte. Falls die Zeichen mal nicht so recht eindeutig sind, eindeutig ist, wenn unser Sohn nicht muß oder will. Dann breche ich den Versuch einfach ab.

Intuition: Manchmal bin ich plötzlich und eigentlich grundlos überzeugt „er muß“. Ob das jetzt Gedankenübertragung ist oder einfach die unbewußte Wahrnehmung von subtileren Anzeichen des Kindes, es lohnt sich auf jeden Fall, auf diese „innere Stimme“ zu hören. Ignorieren endet gewöhnlich mit einer nassen Windel oder einer Pfütze auf dem Fußboden. Es gibt Frauen, deren Kinder weder ein nachvollziehbares Timing haben noch erkennbare Zeichen geben, die aber mittels Intuition die Kinder dennoch erfolgreich sauber halten.

Auffangbehältnisse und wie halte ich das Baby?

Hier gibt es keine Vorschriften, außer, dass die Position für den Haltenden und das Baby möglichst bequem sein sollte und insbesondere der sehr junge Säugling genügend abgestützt sein muß.

Ich habe anfangs einen kleinen 5-Liter-Eimer benutzt und das Baby an den Oberschenkeln in einer hockenden Position darüber gehalten, wobei es mit dem Rücken an meinem Bauch lehnte. Meine Hände konnte ich auf dem Rand des Eimers etwas abstützen. Der Eimer wurde inzwischen zu klein, wir benützen die verschiedensten Behältnisse: Eine Zeitlang haben wir zum Beispiel sehr häufig das Waschbecken benutzt, das Kind wieder an den Oberschenkeln gehalten, mit dem Rücken an meinem Bauch. Dieselbe Position funktioniert auch gut draußen, um in Wald und Wiese zu pinkeln. Auch eine auf den Wickeltisch gestellte Waschschüssel benutzen wir in dieser Art. Man kann das Baby so auch über die Toilette halten, aber das geht ins Kreuz (wenn man sich bückt) oder daneben (Zielpinkeln von oben). Toiletten benutzen wir, indem ich auf dem Sitz ganz weit nach hinten rutsche und das Kind zwischen meine Beine setze. Hierbei halte ich wieder die Oberschenkel, die Unterschenkel liegen auf der Klobrille, mit dem Rücken lehnt er sich bei mir an. Das funktioniert prima, ausser die Klopapierrolle ist in Griffweite (des Babys) zum Abspulen.

Seit der Kleine sicher sitzen kann, habe ich auch noch ein Töpfchen angeschafft, das ebenfalls erfolgreich benutzt wird. Ich lasse ihn aber nie alleine und nie lange dort sitzen.

Schwierigkeiten und Mißgeschicke

Völlig falsch wäre es zu erwarten, dass das Baby nun schlagartig 100% trocken und sauber ist. Meiner Ansicht nach ist es das wichtigste, dass sich das Baby seiner Ausscheidungen bewußt bleibt, und jedes – insbesondere große – Geschäft, dass nicht in die Windel/Hose/auf den Fußboden geht, ist ein extra Bonus. Wenn ein Elternteil über jedes „Mißgeschick“ enttäuscht ist, wäre es wahrscheinlich besser, das Sauberbleiben zu vergessen.

Wie bei allen Entwicklungen gibt es auch beim Sauberbleiben Fortschritte und Rückschritte. Auch wenn es gerade prima läuft und die Anzahl der benötigten Windeln gewaltig reduziert ist, kann sich dies schlagartig für einige Zeit ändern, wenn das Kind zahnt, anfängt zu robben, zu krabbeln oder zu gehen. Das ist völlig normal. Aber haben nicht sogar Dreijährige, die konventionell „sauber“ sind, ab und dann einen „Unfall“, weil sie gerade ins Spiel vertieft waren?

Aber …?!

… steht nicht in allen Ratgebern, dass Babys ihren Darm und ihre Blase erst im Alter von einigen Jahren kontrollieren können?

Dies mag für die vollständige Kontrolle zutreffen, wobei zu berücksichtigen ist, dass Babys wie auf allen Gebieten sehr unterschiedlich sind und es sicher auch hier sowohl Früh- wie auch Spätentwickler gibt. Ein völlig vernachlässigter Aspekt ist jedoch, dass die Kontrolle sich zwar langsam entwickelt, das Bewußtsein „gleich muß ich“ aber von Anfang an da ist. Das Baby teilt dieses Bedürfnis genauso mit, wie Hunger, Schmerz, Müdigkeit, das Bedürfnis getragen zu werden und Langeweile. Und genauso wie bei den anderen Bedürfnissen sollte auch hier versucht werden, auf das Kind einzugehen.

Im übrigen scheint sich eine gewisse Kontrolle auch recht früh einzustellen. Der Säugling kann immer länger warten. So durften bei uns mit 7 Monaten zwischen dem „ich-muß-Gezappel“ an der Supermarktkasse und dem aufs-Klo-gehen schon ein paar Minuten vergehen.

… ist verfrühte Sauberkeitserziehung nicht schädlich?

Es handelt sich beim Sauberbleiben nicht um frühe Sauberkeitserziehung im klassischen Sinne. Weder muß das Kind stundenlang auf dem Topf sitzen, bis es etwas „produziert“ hat, noch wird es für nasse Windeln und sonstige „Mißgeschicke“ bestraft. Und dass das Sauberbleiben in dem hier geschilderten Sinne nicht schädlich ist, beweisen Millionen von Kindern in China, Indien, Afrika und Südamerika, die bis heute häufig keine Windeln kennen und bestimmt nicht alle ein Fall für den Psychologen sind.

… werden so nicht Bettnässer herangezogen?

Die Erfahrung von Eltern, die das „Sauberbleiben“ erst nach dem ersten Kind oder den ersten Kindern für sich entdeckt haben, zeigt das Gegenteil. Bettnässen kommt bei Kindern, die sich ihrer Ausscheidungsfunktionen von Anfang an bewußt bleiben durften, weitaus seltener und weniger lange vor, als bei Windelkindern mit konventioneller Sauberkeitserziehung.

… ist man nicht nur noch auf die Ausscheidungen des Kindes fixiert?

Quatsch! Sicherlich ist man immer mal damit beschäftigt, das Kind auf die Toilette zu bringen, aber das erscheint uns nur merkwürdig, weil wir es nicht gewohnt sind. Genauso und weiterhin beobachten wir unser Kind doch darauf, ob es Anzeichen von Hunger, Müdigkeit, Durst usw. zeigt, um darauf reagieren zu können. Nach meiner Erfahrung und nach der anderer Mütter ist es sogar kontraproduktiv, wenn man völlig darauf fixiert ist, ob das Baby nicht vielleicht schon wieder… Viel besser läuft es, wenn man es schafft, nebenher für die Signale des Babies offen zu sein, ohne sich darauf konzentrieren zu müssen.

… werden nicht einfach die Eltern trainiert?

Nein, es handelt sich um Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen Eltern und Baby. Die Eltern lernen allerdings, Signale des Babies wahrzunehmen. Aber es würde wohl auch keiner behaupten, jemand wäre von seinem Hund trainiert, wenn dieser vor der Tür winselt und Herrchen ihn hinausläßt.

… ist Sauberbleiben auch unter unseren Lebensbedingungen durchführbar?

Sicherlich wäre es einfacher, wenn wir im Urwald in einer Hütte mit Lehmboden lebten und selber fast nackt das nackte Kind den ganzen Tag mit uns draußen herumtrügen. Merken, dass das Kind muß, es von sich weghalten und in die Büsche pinkeln lassen wäre dann eins. Und Mißgeschicke werden halt abgewischt oder trocknen in der Sonne.

Das heißt aber nicht, dass diese Methode nur unter obigen Bedingungen durchführbar ist. Das einzige, was wirklich unabdingbar ist, ist eine Pflegeperson – meist wird es die Mutter sein –. die bereit ist, auch in dieser Hinsicht konsequent für die Bedürfnisse des Kindes da zu sein. Das kann durchaus auch einmal unbequem sein, wenn zum Beispiel das Kleine sich am Sonntagmorgen nicht einfach wieder in den Schlaf stillen lassen will, sondern mit Protest darauf besteht, erst einmal sein großes Geschäft zu erledigen. Danach kann man dann gerne noch ein Schläfchen machen…

Während einige Mütter ihre Kinder von Anfang an nackt oder nur im T-shirt lassen und andere zumindest auf Windeln verzichten, habe ich den Weg gewählt, anfangs immer und auch jetzt noch meistens Windeln als „Versicherung“ zu benutzen. Wenn diese trocken und sauber bleiben – umso besser.

Bei Windeln und Kleidung sollte man allerdings nach Möglichkeit darauf achten, dass kein ewiges Gefummel nötig ist, um sie auszuziehen.

… was soll der ganze Aufstand, wenn doch Kinder nach einigen Jahren Wickeln auch ganz von selbst sauber werden?

Zum einen sind wohl die Kinder, die mehr oder minder von selbst von einem Tag auf den anderen sauber werden, eher selten. Sonst wäre das „Wie kriege ich mein Kind endlich sauber“ unter Müttern wohl nicht so ein heiß diskutiertes Thema. Und da muß ich sagen, dass ich mich mit dieser Frage lieber in den ersten 1 ½ bis 2 Jahren auseinandersetze, als bei einem Kind, das bereits seit zwei, drei oder vier Jahren in die Windel macht.

Ausserdem geht es ja nicht nur um das Sauberwerden, sondern auch darum, was man in der Zeit bis dahin für richtig hält. Selbst wenn mein Kind keinen Tag früher richtig sauber wäre, hätte ich doch ihm und mir Unmengen von dreckigen Windeln erspart und überhaupt hätten wir beide die Vorteile genossen, die ich oben aufgeführt habe. Außerdem bin ich der Ansicht, dass Windeln zur Verstopfung führen. Man erinnere sich nur an den Geburtvorbereitungskurs und daran, dass die Rückenlage auf dem Bett eine ziemlich ungeeignete Geburtsposition ist. Ein großes Geschäft liegend gegen den Widerstand der Windel herauszudrücken erscheint mir auch nicht gerade optimal – kein Wunder, dass die Kleinen da häufig einen roten Kopf und glasige Augen bekommen…

… was macht ihr unterwegs?

Ich habe lange gebraucht, um auch unterwegs nicht zu warten, bis die Windel nass ist, sondern den Kleinen regelmäßig zur Toilette zu bringen. Vorher dachte ich, dass dies ohnehin nicht funktioniert und irgentwie war es mir auch peinlich, da ich mir der ganzen Sache selbst noch nicht sicher war. Dann aber habe ich schnell herausgefunden, dass das Sauberbleiben unterwegs viel einfacher ist als zuhause. Häufig kommen wir nach Stunden mit derselben trockenen Windel zurück, mit der wir aufgebrochen sind. Offenbar gelingt es mir unterwegs besser, die richtige Mischung aus Aufmerksamkeit und anderweitigem Beschäftigtsein zu finden. Übrigens geht es ganz vielen Müttern so, wie ich mitlerweile über die englische Mailingliste erfahren habe.

… im Schlaf pinkelt das Kind doch in die Hose, oder wie willst Du das kontrollieren?

Die große Erkenntnis: Babies pinkeln (fast) nie im Schlaf. Sie wachen auf, zumindest fast, und pinkeln dann. Das ist die einhellige Beobachtung aller Eltern, die diese Methode anwenden. Für mich ist ein Mittagsschläfchen immer die beste Gelegenheit, wieder ins Timing hineinzufinden, wenn der Kleine gerade durch viel Herumrobben auf dem Bauch mehrere Windeln feucht gemacht hat.

Es ist nicht einmal unbedingt wahnsinnig eilig nach dem Schlafen. Wenn unser Kleiner morgens trocken aufwacht, nehme ich ihn erst ein wenig auf den Arm, dann ziehe ich ihm die trockene Windel aus (wenn er eine anhat), dann stille ich ihn und erst dann muß er pinkeln. Danach stille ich noch etwas weiter, anschließend kommt meist das morgendliche große Geschäft.

Mehr Informationen

gibt es auf deutsch leider kaum, jedenfalls sind sie mir nicht bekannt.

Da ist zum einen das bereits oben erwähnte Buch von Rita Messmer „Ihr Baby kann´s“, das in einem Kapitel auf die Möglichkeit frühzeitigen Sauberwerdens hinweist. Ähnliches fand ich nur noch in Boris und Lena Nikitins Buch „Die Nikitin-Kinder“ erwähnt, das aber offenbar schon seit langem vergriffen ist. (siehe Literaturliste)

Leichter ist es, an englischsprachige Informationen heranzukommen. Seit diesem Jahr gibt es ein umfassendes Buch von Laurie Boucke mit dem Titel „Infant Potty Training“. Ein weiteres Buch von Ingrid Bauer soll ebenfalls noch dieses Jahr (2000) erscheinen.

Im Internet finden sich ausserdem Links zu verschiedensten Seiten zum Thema auf der Homepage des „Infant Potty Training Web Ring

(c) 2000, Friederike Bradfisch, email: b-rad-fisch@z.zgs.de

Weitere Informationen (aktualisiert 2002!) gibt es auf Friederikes Homepage

Liebe Friederike: Herzlichen Dank für den tollen Text! Ich hoffe er erreicht viele Mütter und Babies „rechtzeitig“!!! – Gabi